Spreizfuß (Pes transverso planus)
Spreizfüße gehören zu den erworbenen Fußdeformitäten. Die Ursache ist entweder anlage- oder statisch bedingt. Dadurch, dass das Fußgewölbe abgesenkt wird, entstehen Beschwerden sowie eine Vorfußverbreiterung, bei der die 5 Mittelfußknochen in Form eines Fächers auseinandertreten. Der Spreizfuß hat keine Querwölbung. Dadurch liegt die Hauptbelastung auf dem Mittelfußknochen des 2. und 3. Strahles. Randständige Knochen rücken dabei nach außen und sorgen für die Verbreiterung. Druckschmerzhafte Schwielen bilden sich. Wenn sich der gesamte Metatarsalknochen absenkt, steigt die Gefahr von Knochenbrüchen im Mittelfußbereich. Die Fußwurzelknochen werden verstärkt belastet. Es kann sogar zu einer Arthrosebildung in den Gelenken der Fußwurzel kommen. Wegen der Beschwerden wird das normale Abrollen des Fußes behindert. Instinktiv wirkt der Betroffene durch eine leichte Stellung in Innenrotation (Spination) entgegen. Dadurch wird die Außenseite des Fußes belastet, was man deutlich an den außen abgelaufenen Schuhsohlen sieht. Das Schuhwerk wird schief.
Als Gründe sind Veranlagung, Überlastung der Füße, schlechtes Schuhwerk, langes Stehen und Übergewicht bekannt. Besonders beim Laufen und beim Stehen, besonders auf harten, glatten Böden, kommt es dabei zu Schmerzen, die von der entsprechenden Belastung abhängen. Auch das Heben und Tragen von schweren Lasten kann dazugehören. Modische Schuhvarianten mit spitzen Kappen tragen ein Übriges bei und führen manchmal sogar zu Zehenmissbildungen. Eine so genannte Marschfraktur kann Ursache sein (längere Überbelastung des Fußes, Einsinken der Mittelfußknochen, Bruch oder Einbruch von einem, seltener von mehreren Mittelfußknochen), wie sie bei langen Märschen bei ungeübten Soldaten beobachtet worden ist. Auch eine Schwäche des Bandapparates, eine Lähmung oder bestimmte Knochenerkrankungen können die Ursache für eine Spreizfußdeformität sein.
Auch eine Hühneraugenbildung über den Zehen ist Folge der veränderten Zehengrundgelenks-Stellung (Hammer- oder Krallenzehenbildung). Weil sich der Fuß immer weiter spreizt, werden die Beugesehnen zu kurz, was zur Krallenzehenbildung führt. Drängt die Großzehe nach außen, bildet sich ein Hallux valgus, ein Überbein. Dabei wandert die Kleinzehe nach innen (latein. Digitus quintus varus). Bei Frauen tritt der Spreizfuß häufiger auf; er ist überhaupt die am häufigsten zu sehende Fehlbildung.
Auch bei einer rheumatoiden Arthritis können schmerzhafte und stark beeinträchtigende Veränderungen in Form von Deformitäten am Vorfuß auftreten. Manchmal fühlen die betroffenen zunächst die Schmerzen, wobei die Deformität erst sehr viel später, oft erst nach Jahren zu sehen ist. Beim Spreizfuß treten Schmerzen und Behinderungen beim Laufen auf, es bilden sich schmerzende Schwielen oder Schleimbeutel.
In verschiedenen Lebensaltersabschnitten verändert sich die Fußgestalt. Während er im Kleinkindalter oft noch flach ist (stärkere Durchbiegung des Knorpelskeletts, stärkeres Fettpolster, „Babyspeck“ an der Sohle), entsteht später die Wölbung.
Diagnostik
Meist lässt sich die Diagnose anhand der Beschwerden und der körperlichen Untersuchung stellen, die Schwielen über dem Mittelknochen am 2. und 3. Strahl sind deutlich zu sehen. Im Stehen sieht man eine Vorfußverbreiterung bei gleichzeitigem Absenken des Quergewölbes. Im Sitzen sind Hühneraugen und Schwielen an der Fußsohle erkennbar. Weitere Aussagekraft haben Röntgenaufnahmen, wobei der Winkel zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen verändert ist sowie die Fächerbildung des Mittelfußes deutlich dargestellt wird.
Therapiemöglichkeiten
Leider lässt sich ein eingesunkenes Quergewölbe nicht mit konservativen oder operativen Eingriffen dauerhaft wieder aufrichten. Während die Fehlstellung des Fußes konservativ behandelt wird, ist eine begleitende operative Korrektur der Zehendeformitäten möglich.
Fußgymnastik und Einlagen sind hier das Mittel der Wahl. Mit einer retrokapitalen korrekt angepassten Spreizfußeinlage werden Druckstellen entlastet. Das Tragen von zu engen oder zu hohen Schuhen sollte unbedingt vermieden werden. Treten entzündliche schmerzhafte Reizzustände auf, dann helfen Ruhigstellung, Wechselbäder und Medikamente, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken.